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Oh du fröhliche! Aber nicht für Muslime?!

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Die Lichter funkelten. Das heiße Kerzenwachs tropfte, während die Flamme zur Weihnachtsmusik hin und her tanzte. Ich spürte die Wärme der Familie meines Mannes, meiner Familie, während es draußen windete. Ja so ein Familienessen im Winter, ist doch was wunderschönes. Moment mal. Nennt man sowas nicht..Weihnachten?

Das erste Weihnachtsfest bei meiner Schwiegermutter. Ja bei meiner deutschen Schwiegermutter. Ich war aufgeregt, verfolgte jeden Schritt. Was würde wohl als nächstes passieren? Stellte mir alles so wie im Fernsehen vor. Schließlich bekam ich sowas von zuhause, meiner muslimischen Familie, überhaupt nicht mit.

Nein wir feierten kein Weihnachten. Und das war auch O.K. so. Und wisst ihr auch wieso? Weil wir alles erklärt bekommen haben. Das muss ich meiner Mutter schon lassen, sie steckte so viel Mühe und Kraft da rein uns unsere Religion näher zu bringen. Sie las uns mit funkelnden Augen Verse aus dem Koran vor. Brachte uns das arabisch lesen und schreiben bei. Sie antworte auf all unsere Fragen, und keine war tabu. Und hatte sie mal keine Antwort darauf, informierte sie sich um eine zu haben. Ja sie brachte uns alles mit Liebe bei. Und genauso werde ich es hoffentlich an meine Kinder weiter geben können. Denn genauso habe ich meine Religion lieben gelernt: Den Islam. Den richtigen und nicht den Medienverseuchten, der nichts mit unserem zu tun hat. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Genauso sehr wie ich es liebe jemanden meine Religion näher zu bringen (wenn natürlich das Interesse besteht), so liebe ich es auch, andere Kulturen und andere Sitten kennenzulernen. Diese Welt ist doch so ein bunter Ort und jedes Wesen ist auf seine ganz eigene Weise besonders.

Als Kind verstand ich schon ziemlich früh, warum wir kein Weihnachten feierten. Dennoch liebte ich diese magische Stimmung. Ich liebte die Weihnachtsfilme und den Geruch von Weihnachtsgebäck in der Luft.

Ja und genauso liebte ich die Zeit des Ramadans. Denn hierbei geht es genauso um das Miteinander. Fasten schärft das Gewissen und vergrössert die Widerstandskraft. Es wird das besondere Miteinander in der Familie und unter Freunden intensiver genossen. Es ist eine so schöne Zeit, wenn man auch den Sinn hinter dem Ganzen versteht.

Der Sinn von Weihnachten..ich dachte darüber nach. Halt mal? Ist der Sinn denn nicht ähnlich? Und hat diese Festlichkeit für die meisten überhaupt noch einen religiösen Hintergrund?

Als ich das erste mal zu Weihnachten bei meiner Schwiegermutter saß, hatte ich nicht den Eindruck. Weder passierten die magischsten und unglaublichsten Dinge wie im Fernsehen. Es war einfach ein wunderschönes, inniges Familienessen mit einer ganz besonderen Speise. Und so gingen mein Mann und ich schon selbstverständlich jedes Jahr auf dieses kleine Familientreffen.

So kamen auch nach und nach mit den Kindern die Geschenke dazu. Und wisst ihr was? Ich find es herrlich. Klar feiern wir kein Weihnachten zuhause. Aber was auch klar ist: Ihre Oma tut es. Ihr ist es wichtig. Und ihr geht das Herz dabei auf. Und somit ist es uns, durch sie, auch wichtig. Und dabei funkeln die Augen meiner Kinder, wenn sie all die leuchtenden Lichter und eingepackten Geschenke sehen. Also warum diesen Tag auch als Moslems nicht zu einem Familientag machen? Geht es hierbei wirklich um Religion oder einfach nur um das Miteinander?

Ich bin dafür, dass wir alle, egal an was wir glauben, die Hände reichen sollen! Wir sollten lernen uns zu respektieren und tolerieren!

Genauso wie meine Schwiegermutter uns als Moslems respektiert, wieso sollte ich das Fest dass ihr wichtig ist nicht tolerieren?! Nur weil wir unsere Religion ausleben, heißt es nicht, dass wir alles andere verspotten. Im Gegenteil. Es herrscht eine Harmonie zwischen uns, die ich mir für alle wünsche.

Meine Schwiegermutter kauft z.B. nur noch Helal Fleisch ein, da sie weiß dass wir kein anderes essen. Ihre Kühltruhe ist nicht nur für uns damit gefüllt. Sie kocht ausschließlich damit. Schließlich könnte es ja sein, dass wir mit den Kindern spontan vorbei schauen und würden dann nicht mitessen, falls Sie schon gekocht hätte. Genauso holte sie den Kleinen auch eine Kleinigkeit zu Ramadan. Sie gratuliert uns zu unseren Feiertagen, sowie wie wir umgekehrt. Sie akzeptiert unseren Lebensstil, sowie wir auch ihren, und das ist genau das, was uns Menschen zueinander führen sollte, statt auseinander.

So liebe ich es auch, dass wir gemischtes Blut in der Familie habe, damit meine Kinder genau diese Werte mitbekommen. Ja es ist Glück, verschiedene Kulturen kennenlernen zu dürfen. Und selbst wenn man nicht Weihnachten mit zelebriert, ist es völlig O.K., solange man andere akzeptiert, toleriert und respektiert. Das wünscht sich doch jeder von uns, egal welcher Religion man angehört. Wir sollten den Mensch als Mensch ansehen. Nicht nach den unterschieden suchen, sondern nach den Gemeinsamkeiten. Denn das ist es, was unsere Welt, zu einer besseren macht.

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